Positionspapier der Aidshilfen Österreich

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Die Arbeit der österreichischen AIDS-Hilfen

Die Mitgliedsstaaten der EU haben sich den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen[1] gemäß verpflichtet, HIV, Hepatitis und weitere sexuell übertragbare Infektionen bis 2030 einzudämmen. Die Arbeit der AIDS-Hilfen Österreichs orientiert sich in ihren Kernaufgaben der Prävention, Beratung und Betreuung an diesen Zielen. Nur gemeinsam können alle AIDS-Hilfen bundesweit einen niederschwelligen, qualitativ hochwertigen Zugang zu HIV-spezifischen und sexuelle Gesundheit unterstützenden Angeboten sicherstellen.

 

Prävention versteht sich als Förderung der sexuellen Gesundheitskompetenz

Im Sinne der Chancengleichheit soll für alle Menschen in Österreich, unabhängig von ihrer Herkunft, geschlechtlichen Identität, sexuellen Orientierung, religiösen Zugehörigkeit und persönlichen Lebenslage, der Zugang zu Angeboten der sexuellen Gesundheitsförderung sichergestellt werden.

Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: In Bezug auf eine nachhaltige HIV- und STI-Prävention für Jugendliche bedeutet dies, dass allen österreichischen Schulen das sexualpädagogische Angebot der AIDS-Hilfen zugänglich ist. Evaluierungen der AIDS-Hilfe-Arbeit belegen, dass diese Angebote das Wissen und die Kompetenz der Jugendlichen nachhaltig erhöhen.
Die sexualpädagogischen Workshops stehen im Einklang mit im Regierungsprogramm[2] formulierten Zielen und Maßnahmenvorschlägen und unterstützen die Jugendlichen bei der Entwicklung einer selbstbestimmten eigenverantwortlichen Persönlichkeit hinsichtlich so zentraler Aspekte wie sexuelle Identität und sexuelle Orientierung. Das in den Workshops vermittelte Wissen und die erworbenen Kompetenzen fördern das Schutzverhalten in Bezug auf sexuell übertragbare Infektionen, bewirken Empowerment gegen sexuelle Gewalt, Sexting und Mobbing und befähigen zu einem kritischen Umgang mit Pornographie.

Ein zentrales Charakteristikum der Prävention ist ihre zielgruppenspezifische Ausrichtung[3]. Dies bedeutet, dass Angehörige der jeweiligen Zielgruppen, als solche seien hier MSM (Männer, die Sex mit Männern haben), Migrant_innen und Drogenkonsument_innen genannt, in die Entwicklung von Präventionsstrategien einbezogen werden, die Präventionsbotschaften sich an der Lebenswelt der Adressaten orientieren und Informationen leicht und niederschwellig zugänglich sind.

 

Testung, Beratung und Betreuung sind ein substantieller Baustein zur Erreichung der UNAIDS Ziele 90-90-90-0

Die AIDS-Hilfen führen pro Jahr rund 12.000 HIV-Tests durch und stellen 70 bis 80 Erstdiagnosen. Das sind bei nur 1% aller in Österreich durchgeführten HIV-Tests beinahe 20% der Erstdiagnosen. Dies stellt einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der Spätdiagnosen und zur Reduktion der aus diesen resultierenden negativen Folgen im je individuellen wie auch im volkswirtschaftlichen Bereich dar.

Ermöglicht wird dies durch das anonyme Test- und Beratungsangebot der AIDS-Hilfen zu HIV, sexuell übertragbaren Infektionen und viraler Hepatitis, ihre Zielgruppennähe, den niederschwelligen Zugang zu ihren Angeboten und ihre Akzeptanz unterschiedlichster Lebenswelten.
 

Bei einer HIV-positiven Diagnose unterstützen die AIDS-Hilfen bei der psychischen Bewältigung der HIV-Infektion und ermöglichen eine zeitnahe Anbindung an die Versorgung. Ein früher Therapiebeginn ist ausschlaggebend für den Therapieerfolg und beinhaltet zusätzlich eine starke präventive Komponente, da die Infektionskette unterbrochen wird. Die Angebote der AIDS-Hilfen für HIV-positiv Getestete unterstützen deren Adhärenz (Therapietreue).
Die AIDS-Hilfen Österreichs schließen sich der Argumentation nationaler und internationaler Expert_innen[4] an: Optimierung und Ausbau der gesamten Angebote und verstärkte Kraftanstrengungen im Bereich der Entstigmatisierung stellen eine unabdingbare Notwendigkeit dar, um die UNAIDS Ziele tatsächlich zu erreichen.

 

Sicherstellung einer klient_innenzentrierten Versorgung durch Beratungs- und Betreuungsangebote sowie durch Antidiskriminierungsarbeit

Mit dem umfassenden Wissen eines multiprofessionellen Teams kann den oft komplexen Problemlagen HIV-positiver Klient_innen wirkungsvoll begegnet werden. Die Angebote der AIDS-Hilfen stellen die Basis für eine integrierende, ganzheitliche Versorgung der Klient_innen dar und entlasten die Spitalsambulanzen.
 

Diskriminierung von Menschen mit HIV ist deren Gesundheitsinteressen diametral entgegengesetzt. Die AIDS-Hilfen tragen diesem Umstand seit Anbeginn Rechnung, indem sie individuelle Unterstützung anbieten und sich an der Umsetzung von Verbesserungen auf struktureller Ebene beteiligen.

 

Stand Juni 2018

 


[3] Vgl.: HIV Strategiepapier – AIDS Hilfen, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, Wien 2017.

[4] Vgl.: Gespräch mit Univ.Prof. Dr. Robert Zangerle, in: PLUSMINUS 2/2017, Die AIDS-Hilfen Österreichs (Hg.).

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